Zum Inhalt springen
03.08.2024

Team Deutschland wird Olympia-Fünfter

Nach Siegen gegen Österreich und Brasilien verliert Deutschland im Halbfinale gegen Japan und auch knapp gegen Korea um Bronze.

Birgit Arendt

Foto: Luis Robayo/AFP

Erster Kampf gegen Österreich

Das deutsche Team kämpft entschlossen und sehr erfolgreich in der ersten Runde. Mit 4:1 gewinnt das Team das Duell gegen Österreich und steht nun im Achtelfinale des Mixed-Team-Wettkampfs.

Pauline Starke beginnt gegen Katharina Tänzer mit einem Blitzsieg. 22 Sekunden, Ippon. 

Igor Wandtke muss sich Samuel Gassner mit zwei Waza-ari geschlagen geben. Zwischenzeitlich hat er schon Ippon bekommen, der aber zurückgenommen wurde. Es steht 1:1

Miriam Butkereit toppt Paule Starkes schnellen Sieg noch einmal. Gegen Lubjana Piovesana gewinnt sie in 15 Sekunden.

Eduard Trippel erkämpft einen taktischen Sieg. Nach zwei Minuten im Golden Score gibt es die dritte Strafe für Wachid Borchaschvili und es steht damit 3:1. 

Schafft es Renée Lucht, mit einem Sieg den Teamkampf erfolgreich zu beenden? Sie kämpft gegen Michaela Polleres, der 70-Kilo-Kämpferin. In der letzten Kampfminute kommt sie dann mit Waza-ari in Führung und geht sofort in den Bodenkampf über. Eine halbe Minute vor Schluss dann der erlösende zweite Waza-ari für die Haltetechnik und das deutsche Team beendet diesen Teamkampf souverän mit 4:1 und zieht damit in die nächste Runde ein. 

Der nächste Gegner ist Brasilien im Poolfinale.

 

Zweiter Kampf - Viertelfinale gegen Brasilien

Es war ein kleiner Krimi. Deutschland führt mit 2:0, Brasilien holt auf, am Ende 3:3 und es gibt die Auslosung eines nächsten Kampfes. Es wird das Schwergewicht der Männer - Erik Abramov, der vorher bereits schnell gegen Leonardo Concalves gewonnen hatte, siegt dann auch in 55 Sekunden wieder und bringt das deutsche Team ins Halbfinale.

Igor Wandtke erkämpft gegen Daniel Cargnin nach drei Minuten Waza-ari und gewinnt damit den Kampf.

Miriam Butkereit macht es wieder schnell und gewinnt nach reichlich einer Minute gegen Katleyn Quadros mit Uchi Mata Ippon. 

Eduard Trippel geht gegen Raffael Macebo nach fast zwei Minuten mit Waza-ari in Führung, Der Brasilianer gewinnt aber 25 Sekunden vor Ende mit Ippon. Es steht 2:1 

Renée Lucht hielt sich gegen die deutlich schwerere Olympiasiegerin Beatriz Souza bis zur letzten Minute tapfer, kam aber auch nicht gegen die langen Arme von ihr an. 54 Sekunden vor Ende dann Waza-ari für die Brasilianerin, den sie gut verteidigte. Es steht damit 2:2.

Nun müssen beide folgende Kämpfer gewinnen, sonst geht es ggf. in den Stichkampf.

Erik Abramov kämpft sehr souverän gegen Leonardo Concalves. Nach 14 Sekunden der erste und 45 Sekunden der zweite Waza-ari. Es steht 3:2.

Pauline Starke muss gegen die frühere Olympiasiegerin von 2016 Rafaela Silva gleich in der ersten halben Minute Waza-ari einstecken. Eine Minute vor Schluss kommt der zweite Waza-ari und sie verliert. Damit ist Gleichstand 3:3 und es wird eine Gewichtsklasse ausgelost, in der dann wie im Golden Score gekämpft wird. 

Wie oben bereits beschrieben, ist Erik Abramov der Matchwinner und bringt mit Waza-ari sein Team ins Halbfinale gegen Japan.

 

Dritter Kampf - Halbfinale gegen Japan:

Am Ende steht es 4:0 für Japan. Ganz so eindeutig, wie das Ergebnis vermuten lässt, waren die Kämpfe nicht. Dennoch verlieren die ersten vier Athleten ihre Kämpfe und stehen nun im Kleinen Finale um Bronze.

Miriam Butkereit kämpft gegen Saki Niizoe. Sie kommt nicht so recht in den Kampf Beide gehen mit 2:1 Strafen in die Verlängerung, in der dann auch die Japanerin die zweite Strafe erhält. Nach reichlich einer Minute setzt die Japanerin an und erzielt Waza-ari. 1:0 für Japan.

Eduard Trippel gegen Sanshiro Murao - der Japaner bekommt nach einer Minute eine Inaktivitätsstrafe, Eduard Trippel macht den Kampf. Der Japaner erwischt jedoch Eduard Trippel nach eineinhalb Minuten. Waza-ari und anschließender Haltegriff. Es steht 2:0 für Japan.

Auch Renée Lucht kommt gegen die Japanerin Rika Takayama nicht recht zum Zug. Beide taktieren, es gibt keine wirklichen Wurfansätze. Die Bodenaktionen der Japanerin sind gefährlich und 51 Sekunden vor Schluss endet der Kampf dann auch mit einer Haltetechnik und es steht 3:0.

Erik Abramov kämpft gegen Aaron Wolf und überrascht den Japaner gleich in den ersten Sekunden mit einer Fußtechnik. Der kann sich jedoch noch gut abfangen, es gibt keine Wertung. Nach eineinhalb Minuten dann Waza-ari für den Japaner und nach mehr als zwei Minuten wirft der Japaner auf Ippon.

Damit verliert das deutsche Team das Halbfinale mit 4:0 und zieht in den Kampf um Bronze gegen Korea ein. 

 

Vierter Kampf - Kleines Finale um Bronze gegen Korea

Erst war er der Matchwinner und hat nach fast zehn Minuten Kampfzeit die Aufholjagd eingeläutet. Igor Wandtke gewinnt mit Waza-ari zum 3:2. Miriam Butkereit holt den dritten Punkt und es gab die Auslosung des Stichkampfes. Ausgerechnet Igor Wandtke muss noch einmal ran, der wenige Sekunden vorher so einen aufwändigen Kampf hatte. Er verliert seinen zweiten Kampf jedoch mit drei Strafen und damit wird das deutsche Team Olympia-Fünfter.

Eduard Trippel beginnt den Mannschaftskampf und gewinnt gegen Joonhwan Lee mit zwei Waza-ari. Es steht 1:0 für Deutschland.

Renée Lucht kämpfte gegen Hayun Kim. Die erkämpft schnell Waza-ari und geht zum Boden über. Renée Lucht hat keine Chance unter der deutlich schwereren Koreanerin - 1:1.

Erik Abramov muss einen Waza-ari aufholen, den er nach fast drei Minuten gegen sich erhält. In den letzten Sekunden kommt der Koreaner nach einem Angriff von unserem Athleten zu einer Haltetechnik. Erik Abramov hat ebenso keine Chance, sich unter dem sehr viel schwereren Koreaner herauszuwinden. Die Koreaner gehen mit 2:1 in Führung.

Auch Pauline Starke, die gegen die Weltmeisterin und olympischen Silbermedaillengewinnerin Mimi Huh kämpft, muss sich mit einer Haltetechnik geschlagen geben. 3:1 für Korea.

Nun ist es an Igor Wandtke, das Team noch einmal zurückzuholen ins Spiel. Wie bereits erwähnt, haben sich Beide in fast zehn Minuten Kampfzeit nichts geschenkt und Igor Wandtke gewinnt letztendlich mit einem Opferwurf Waza-ari. Das Team hat nun noch die Chance, im nächsten Kampf den Ausgleich zu schaffen. 

Mit Miriam Butkereit, die hier eine Bank fürs Team ist, schien diese Chance auch realistisch. Sie hält dem Druck stand und gewinnt den dritten Punkt nach 22 Sekunden mit Ippon.

Bei der Auslosung schrammt das Auslosungs-Rad gerade so an der 70-Kilo-Marke vorbei und zeigt die Klasse -73 kg an. Damit gehen Igor Wandtke und An Baul ein weiteres Mal auf die Matte. Der Kampf geht so weiter, wie er Sekunden vorher aufhörte. Beide kämpfen auf Augenhöhe. Allerdings bekommt unser Athlet nach zweieinhalb Minuten eine Strafe für einseitiges Fassen. 20 Sekunden später folgt etwas überraschend eine zweite Strafe. Nach fünfeinhalb Minuten dann die dritte Strafe für Igor Wandtke und die Medaille geht an Korea.

"Ich habe nicht verloren, weil ich schlechter war. Es ist sehr ärgerlich, weil es uns die Medaille gekostet hat", sagt Igor Wandtke. "Igor hatte einfach Pech, es waren komische Strafen, die es den ganzen Tag nicht gab. Man hatte das Gefühl, dass man schnell einen Sieger haben wollte", ergänzt Miriam Butkereit. 

Miriam Butkereit hatte sich eigentlich auf einen längeren Kampf eingestellt und nicht geahnt, dass es bereits Ippon ist. “Den nimmt man natürlich gerne mit”, sagt sie augenzwinkernd und ergänzt gleich: “Mein Glück war letztendlich Igors Pech.”

Bei der Auslosung sah es zunächst so aus, als ob die 70-Kilo Klasse ausgelost wird. “Insgeheim habe ich gehofft, bitte, bittte, ich möchte diesen Kampf machen und nach Hause bringen”, sagt Miriam Butkereit.  “Diese Auslosung war ja klar, spannender hätte es ja auch nicht sein können”, findet Igor Wandtke schnell seinen Humor wieder. 

Nachdem er dann verlorenen hat, richtet die Vize-Olympiasiegerin Worte ans Team: “Ich bin stolz auf uns. Keiner hat sich unter Wert verkauft. Wir haben alles gegeben. Aber ich bin traurig, dass wir ohne Medaille nach Hause fahren.”

 

Das Team ging in allen vier Begegnungen in der gleichen Aufstellung an den Start. Anna-Maria Wagner fehlte. Sie hatte sich in ihrem Viertelfinale einen Innenbandriss zugezogen und ist nun aus gesundheitlichen Gründen nicht eingesetzt worden. Auch Timo Cavelius kam nicht zum Einsatz. Er ist für die Klasse bis 73 kg zu schwer und für -90 kg zu leicht. Deshalb überließ er Eduard Trippel den Vorzug, ebenso wie auch Katharina Menz schon traditionell nicht im Team mitkämpft, da sie zu leicht ist. Mascha Ballhaus stand bereit, wenn Pauline Starke nicht hätte kämpfen können, aber auch sie ist recht leicht für die 57-Kilo-Klasse.

 

Die gleiche Dramatik wie zwischen Korea und Deutschland wiederholt sich im Finalkampf zwischen Japan und Frankreich. Vor drei Jahren in Tokio schnappte sich Frankreich souverän die Goldmedaille gegen Japan vor dem dortigen Publikum weg. Die Japaner wollten sich in diesem Jahr revanchieren. So sieht es zunächst auch aus. Nach vier Kämpfen steht es 3:1 für Japan. Nur Teddy Riner hatte im Golden Score gepunktet.

Es folgte eine dramatische Aufholjagd. Frankreich gewinnt die letzten beiden Kämpfe und so kommt es auch hier zum Ausscheidungskampf. Es wird ausgerechnet das Schwergewicht ausgelost. Der Athlet, dem sicher am allermeisten an einer Goldmedaille gelegen war, Frankreichs Volksheld Nr. 1 Teddy Riner, bekam es selbst in die Hand, für einen Sieg zu sorgen. Hatte er gegen den Japaner Tasuro Saito vorher bereits im Golden Score gekämpft und mit einem spektakulären Uchi-mata gewonnen, machte er es jetzt wieder spannend. Nach 2:2 Strafen und mehr als der normalen Kampfzeit setzt er wieder eine schöne Wurftechnik an und gewinnt auch den Ausscheidungskampf. Das Publikum war nicht mehr zu halten und die Halle bebte. Frankreich kürte sich damit zum zweiten Mal als Olympiasieger-Team und Teddy Riner erkämpfte sein fünftes Olympiagold. Er ist damit der erfolgreichste Judo-Athlet überhaupt und freute sich ausgelassen und fröhlich mit seinem Team über den Erfolg.

 

Ergebnis des Teamwettbewerbs:

1. Frankreich

2. Japan

3. Brasilien

3. Korea

5. Deutschland

5. Italien

 

Livestream:

https://www.sportschau.de/olympia/judo-bei-olympia-2024-in-paris,paris-2024-judo-uebersicht-100.html

Title

Title